Freizeitboote – ein möglicher Verbreitungsvektor für Schwarzmeergrundeln?

Invasive Schwarzmeergrundeln haben sich im Rhein bei Basel rasant ausgebreitet und stellen eine Bedrohung für die einheimische Fischfauna dar. In einem Pilotprojekt untersucht das Amt für Umwelt und Energie in Zusammenarbeit mit der Universität Basel die Bedeutung von Freizeitbooten für die unbeabsichtigte Weiterverbreitung von Grundeln.

Freizeit wird mit Hochdruckreiniger gereinigt

Seit 2011 bevölkern zwei invasive Fischarten, welche ursprünglich aus dem Schwarzmeerraum stammen, den Rhein bei Basel: die Kessler- und die Schwarzmund-Grundel. Diese umgangssprachlich als Schwarzmeergrundeln bezeichneten Tiere vermehren sich extrem schnell und können einheimische Fischarten verdrängen. Im Jahr 2017 machten sie rund 85 Prozent aller im Kanton Basel-Stadt gemeldeten Fischfänge aus. Schwarzmeergrundeln stellen insbesondere eine Bedrohung für die Bestände gefährdeter Arten wie der Nase, Äsche, Groppe oder Barbe dar. 

Weiterverbreitung verhindern

Die Ausbreitung der schwimmschwachen Grundeln wird durch menschlichen Einfluss begünstigt, wobei vor allem der Frachtschiffverkehr zur Weiterverbreitung beiträgt. So werden Grundeln zum Beispiel mit dem Ballastwasser in die Schiffe gepumpt und andernorts als „blinde Passagiere“ wieder ins Gewässer entlassen. Haben sich die Schwarzmeergrundeln an einem Standort etabliert, sind sie nach bisherigem Erfahrungsstand nicht mehr auszurotten. Deshalb ist die wirksamste Bekämpfungsmassnahme, ihre Weiterverbreitung in nicht befallene Gewässer zu verhindern.

Schweizweit werden verschiedene Projekte zur Bekämpfung der Schwarzmeergrundeln vom Bund unterstützt und koordiniert. Im Rahmen der nationalen Grundelstrategie werden weitere Grundlagen betreffend Schadenspotenzial und Ausbreitungsmechanismen erarbeitet. Gleichzeitig sind die Kantone verpflichtet, Massnahmen gegen die Weiterverbreitung umzusetzen (Verordnung zum Bundesgesetz über die Fischerei, Art. 9a).

Pilotprojekt: Untersuchung von Freizeitbooten

Grundeln legen ihren Laich mit Vorliebe in höhlenartigen und überhängenden Strukturen ab. Vieles deutet darauf hin, dass sie ihre Gelege auch an Freizeitboote heften. Gemäss Merkblatt (s.u. Hinweise) des Bundesamtes für Umwelt müssen deshalb Boote, die vom Rhein in andere Gewässer versetzt werden, nach dem Auswassern gründlich gereinigt oder mindestens vier Tage im Trockenen zwischengelagert werden. In einem Pilotprojekt untersucht die Fachstelle Oberflächengewässer des Amts für Umwelt und Energie in Zusammenarbeit mit der Universität Basel (Programm Mensch-Gesellschaft-Umwelt), inwieweit Freizeitboote für die Verbreitung von Schwarzmeergrundeln und anderen Neozoen von Bedeutung sind.

Das Projekt sieht vor, während der Laichzeit der Grundeln (April bis August 2018) etwa zwanzig Freizeitboote aus dem Rhein bei Basel an Rumpf und Motor auf anhaftenden Grundellaich und andere Organismen zu untersuchen und anschliessend mit einem Hochdruckreiniger zu reinigen. Da Boote in der Regel mit Pestizid-Anstrichen behandelt sind, um Algen- und Muschelbewuchs zu reduzieren, wird auch die chemische Belastung des anfallenden Waschwassers untersucht. Die Erkenntnisse aus dem Pilotprojekt werden im Herbst 2018 in Verhaltensempfehlungen für Bootsbesitzer zusammengefasst.

Bis Mitte Mai 2018 konnten vier Boote gereinigt werden. Bei keinem wurde Grundellaich nachgewiesen, allerdings fielen die bisherigen Untersuchungen noch nicht in die Hauptlaichperiode der Schwarzmeergrundeln. Hingegen hat die Universität Basel am Bootsrumpf und im Kühlsystem der Aussenbordmotoren zahlreiche Insektenlarven, Krebstierchen und die invasive Zebramuschel gefunden.
Erste Ergebnisse der Waschwasser-Analysen zeigten wie erwartet teils hohe Konzentrationen von Schwermetallen und Pestiziden.  Die weitergehende Auswertung wird zeigen, ob für die Ableitung des Abwassers spezielle Vorbehandlungsmassnahmen erforderlich sind.

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