Neozoen

Unter dem Begriff Neozoen werden wild lebende Tierarten zusammengefasst, die unter Mitwirkung des Menschen in ein Gebiet gelangt sind, in dem sie zuvor nicht heimisch waren. Ursachen für die Verbreitung von Neozoen sind vor allem der globale Personen- und Güterverkehr und der unachtsame Umgang mit importierten Arten.

Wenn sich diese Arten im neuen Verbreitungsgebiet stark ausbreiten und dadurch einheimische Arten verdrängen, spricht man von invasiven Neozoen. Invasive Neozoen können die einheimische Artenvielfalt massiv beeinträchtigen und verursachen teilweise auch hohe ökonomische Schäden.

Schwarzmundgrundel (Neogobius melanostomus) Foto: Uni Basel Zoom

Schwarzmundgrundel (Neogobius melanostomus)
Foto: Uni Basel

Signalkrebs und Galizierkrebs Zoom

Signalkrebs (Pacifastacus leniusculus) und Galizierkrebs (Astacus leptodactylus)

Kessler-Grundel Zoom

Kessler-Grundel (Neogobius kessleri)

Signalkrebs mit Eiern Zoom

Signalkrebs (Pacifastacus leniusculus) mit Eiern

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Körbchenmuschel (Corbicula fluminea)
Foto: Stephanie Schmidlin

Grosser Höckerflohkrebs Zoom

Grosser Höckerflohkrebs (Dikerogammarus villosus)
Foto: D. Küry

Neozoen stellen auch in den Basler Gewässern ein Problem dar. Als invasiv gelten die zu kulinarischen Zwecken aus Amerika eingeführten Krebsarten Signalkrebs und Kamberkrebs sowie der aus Osteuropa stammende Galizierkrebs. Diese Arten kommen seit den 1970er- bzw. 1980er-Jahren in Schweizer Gewässern vor und haben sich weit verbreitet.

Die beiden amerikanischen Krebsarten sind meist Träger der Krebspest, einer für einheimische Krebse tödlichen Tierseuche. Während die Krankheit die einheimische Krebsfauna auslöscht, überleben die amerikanischen Krebsarten aufgrund ihrer Immunität. Das Amt für Umwelt und Energie bekämpft diese gebietsfremden Krebsarten mithilfe von Reusen.

Im Rhein besteht die Wirbellosenfauna der Gewässersohle fast nur noch aus Neozoen. Aktuell machen diese bis zu 95% der Wirbellosen-Biomasse aus. Sie stammen zu einem grossen Teil aus dem Schwarzmeerraum, wie z. B. der Grosse Höckerflohkrebs. Hauptgrund für die starke Zunahme von Neozoen ist die Verbindung der ursprünglich getrennten Gewässersysteme des Rheins und der Donau durch den im Jahr 1993 eröffneten Rhein-Main-Donau-Kanal. Neozoen wurden seither mit dem Schiffsverkehr eingeschleppt oder sind aktiv eingewandert.

Seit Herbst 2011 werden im Rhein auch verschiedene aus dem Schwarzmeerraum stammende Grundelarten nachgewiesen: die Kessler-Grundel und die Schwarzmundgrundel. Die Grundeln haben sich rasant vermehrt und machten 2017 bereits rund 85% der im Kanton Basel-Stadt gemeldeten Fischfänge aus. Es ist zu befürchten, dass in naher Zukunft weitere invasive Grundelarten in Basel eintreffen. Sie sind räuberische Allesfresser und können einheimische Fischarten allmählich verdrängen. Schwarzmeergrundeln stellen insbesondere eine Bedrohung für die Bestände gefährdeter Arten wie der Nase, Äsche, Groppe oder Barbe dar. In Zusammenarbeit mit der Uni Basel werden derzeit Grundlagen und Massnahmen erarbeitet, um die Weiterverbreitung der Grundeln zu stoppen.

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